Die Sozialen Grundsätze

In der Evangelisch-methodistischen Kirche ist das Anliegen sozialer Gerechtigkeit tief in der eigenen Geschichte verwurzelt. Unsere Mitglieder haben oft offen und ehrlich zu kontroversen Themen Stellung bezogen, die christliche Grundüberzeugungen berühren. Bereits die ersten Methodistinnen und Methodisten haben ihrer Ablehnung des Sklavenhandels, des Schmuggels und der grausamen Behandlung von Gefangenen Ausdruck verliehen. Im Jahr 1908 hat die Bischöfliche Methodistenkirche (The Methodist Episcopal Church North) ein soziales Bekenntnis angenommen. Im folgenden Jahrzehnt verabschiedeten The Methodist Episcopal Church South und The Methodist Protestant Church ähnliche Erklärungen. 1946, beim Zusammenschluss von United Brethren und The Evangelical Church, nahm die Evangelische Gemeinschaft (Evangelical United Brethren Church) eine Erklärung zu den sozialen Grundsätzen an. 1972 – vier Jahre nach dem Zusammenschluss der Methodistenkirche (Methodist Church) mit der Evangelischen Gemeinschaft (Evangelical United Brethren Church) im Jahr 1968 – beschloss die Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (United Methodist Church) neue Soziale Grundsätze, die 1976 (und durch jede nachfolgende Generalkonferenz) revidiert wurden.1

Sie beleuchten insgesamt sechs Bereiche:

  1. Die natürliche Welt
  2. Die menschliche Gemeinschaft
  3. Die soziale Gemeinschaft
  4. Die wirtschaftliche Gemeinschaft
  5. Die politische Gemeinschaft
  6. Die Weltgemeinschaft.

Wir stehen also in einer über hundertjährigen Tradition, in der wir überlegen, welche Bedeutung die Sozialen Grundsätze für uns heute und im Besonderen heute für unsere Kinder haben können.

Als in der Nachfolge Jesu stehende Christ*innen lassen wir uns von den Sozialen Grundsätzen – und im Grunde genommen von den Texten der Bibel selbst – hinterfragen, inwieweit unser gelebter Glaube und unser konkretes (soziales, politisches und diakonisches) Handeln wirklich eins sind.

Die Sozialen Grundsätze konkretisieren und beleuchten ganz existenzielle Bereiche des Lebens. Sie sind bewusst nicht als Gesetze formuliert, sondern als hilfreiche und herausfordernde Richtlinien oder – sagen wir – Hinweisschilder, an denen wir unser Denken, Fühlen und Handeln neu ausrichten können.

Typisch methodistisch, dass wir so etwas haben. Typisch methodistisch, dass Glaubenspraxis und Alltagsleben untrennbar zusammengehören. Sich damit auseinander zu setzen, ist ein Weg der christlichen Bildung und der Entwicklung eines LEBhaft- Glaubens.

1 https://www.emk.de/fileadmin/kirche/soziale-grundsaetze-2018.pdf

Das Soziale Bekenntnis

Im Folgenden finden sich einige Hinweise zum Umgang mit den Übertragungen des Sozialen Bekenntnisses für Kinder. Im Hinblick auf die vielen Herausforderungen der Sozialen Grundsätze ist das Soziale Bekenntnis als Gebet entstanden. Darüber hinaus weist es mit seinem bekennenden Charakter darauf hin, dass wir als Menschen in vielerlei Hinsicht, in der Verantwortung gegenüber der Schöpfung und der globalen Weltgemeinschaft stehen.

Das Soziale Bekenntnis für Erwachsene

Bevor wir mit Kindern das Soziale Bekenntnis bearbeiten und beten, ist es wichtig, dass wir uns persönlich damit auseinandersetzen. Wir sollten uns dabei fragen:

  • Kennen wir die Sozialen Grundsätze? Was steht eigentlich drin?
  • Wie stehen wir dazu? Und verändert das, was wir da lesen irgendetwas in unserm Denken und Handeln?
  • Welche Rolle spielt dann in der Folge für uns das Soziale Bekenntnis?

Die Sozialen Grundsätzen fußen auf dem Evangelium. Dem Glauben folgen Taten und somit wird mehr als deutlich, wie gesellschaftsrelevant ein Christsein in methodistisch gelebter Tradition sein kann – gerade heute in diesen Zeiten, die von Klimawandel, Krieg, Macht und Geldgier, sozialer Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und Hass geprägt sind.

Wir glauben an Gott, den Schöpfer der Welt, und an Jesus Christus, den Erlöser alles Erschaffenen, und an den Heiligen Geist, durch den wir Gottes Gaben erkennen.
Wir bekennen, diese Gaben oft missbraucht zu haben, und bereuen unsere Schuld.
Wir bezeugen, dass die natürliche Welt Gottes Schöpfungswerk ist.
Wir wollen sie schützen und verantwortungsvoll nutzen.
Wir nehmen dankbar die Möglichkeiten menschlicher Gemeinschaft an.
Wir setzen uns ein für das Recht jedes Einzelnen auf sinnvolle Entfaltung in der Gesellschaft.
Wir stehen ein für das Recht und die Pflicht aller Menschen, zum Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft beizutragen.
Wir stehen ein für die Überwindung von Ungerechtigkeit und Not.
Wir verpflichten uns zur Mitarbeit am weltweiten Frieden und treten ein für Recht und Gerechtigkeit unter den Nationen.
Wir sind bereit, mit den Benachteiligten unsere Lebensmöglichkeiten zu teilen.
Wir sehen darin eine Antwort auf Gottes Liebe.
Wir anerkennen Gottes Wort als Maßstab in allen menschlichen Belangen jetzt und in der Zukunft.
Wir glauben an den gegenwärtigen und endgültigen Sieg Gottes.
Wir nehmen seinen Auftrag an, das Evangelium in unserer Welt zu leben.
Amen.

Kinder im Elementarbereich

Kinder von 3-6 Jahren sind Meister*innen darin sich als Mittelpunkt der Welt wahrzunehmen. Sie denken magisch d.h. alles ist „beseelt“. In ihrer Gottesvorstellung sind vor allem ihre Bezugspersonen diejenigen, die ihnen als Beispiel dienen, wie Gott ist. Das Urvertrauen ist entscheidend für die Qualität der Beziehungen der Kinder und ihrer Vorstellung von Gott. Deshalb spiegelt diese sehr verkürzte Fassung eines Sozialen Bekenntnisses für Kinder im Elementarbereich nicht alle Aspekte des Bekenntnisses wider. Auch können Kinder in diesem Alter noch nichts „bekennen“. Sie leben ganz im Hier und Jetzt und entdecken und erobern erst langsam ihre Welt. Mit ca. zwei Jahren erst entdecken sie, dass sie „Ich“ sind. Sie werden sich ihrer Bedürfnisse bewusst und lernen, wie sie diese einfordern können. All das geht parallel mit einer unglaublich schnellen Sprachentwicklung einher. Der Wortschatz vergrößert sich immens. Doch es sind zunächst Worte, die erst mit vielen Erfahrungen gefüllt werden und sich langsam ausdifferenzieren. Deshalb braucht es einfache Worte und Wiederholungen. Und weil sie nicht lesen können, helfen Symbole, Bilder oder Icons, um die gesprochenen Worten sinnfältig aufzunehmen. Einführende Gespräche und Gespräche, die sich um das Erleben der Kinder drehen, sind wichtig, um die Verknüpfung der Inhalte mit ihrem Alltagserleben zu gewährleisten. Das sind erste wichtige Schritte hinein in ein Verständnis, dass all ihr Handeln und Unterlassen Konsequenzen hat.

Diese Übertragung des Sozialen Bekenntnisses soll eine Teilhabe sein, an dem, was wir Erwachsenen bekennen. Es ist ein Weg, um in unsere methodistische Identität langsam hineinzuwachsen. Nicht mehr und nicht weniger.

Gott hat unsere Welt so schön erschaffen. Das ist ein großes Geschenk.
Gott ist es egal, wie alt wir sind, in welchem Land wir geboren wurden, wie wir aussehen oder welche Sprache wir sprechen. Gott liebt uns alle gleich.
Manchmal denken wir nur an uns selber und sind vielleicht sogar gemein.
Manchmal vergessen wir auch, dass die ganze Schöpfung und alle Menschen, Gottes wunderbare Geschenke an uns sind. Das ist nicht in Ordnung und tut uns leid.
Wir wünschen uns, dass jedes Kind mit seiner Familie in Frieden leben kann.
Niemand soll Angst vor Gewalt oder Krieg haben. Niemand soll Hunger oder Durst leiden.
Jedes Kind soll spielen und lernen dürfen, ganz ohne Druck und Angst.
Wir wollen uns anstrengen, dass wir freundlich und achtsam miteinander umgehen.
Dazu finden wir in der Bibel viele Hinweise und Beispiele, die uns helfen, wie das gehen kann.
Es stimmt: Gott hat unsere Welt so schön erschaffen. Das ist ein großes Geschenk!
Doch das großartigste Geschenk ist, dass Jesus Christus wie ein guter Freund an unserer Seite steht. Sein Beispiel hilft uns dabei friedlich und liebevoll miteinander und der Schöpfung umzugehen.
Ja, Gott liebt uns alle gleich. Gott ist immer für uns da.
Amen.

Kinder im Grundschulalter

Kinder im Grundschulalter fangen an, die Welt aus einer völlig neuen Perspektive zu entdecken. Empfanden sie sich als Kleinkind noch im Mittelpunkt aller Ereignisse, entdecken sie nun, dass die Welt viel größer ist, spannender, komplizierter und dass alles auch mindestens zwei Seiten hat (der multiperspektivische Blick kommt erst mit und nach der Pubertät). Sie merken, dass ihr Handeln Konsequenzen hat und dass sie durch ihr Tun selbstwirksam sind. Die Selbstbewusstwerdung nimmt Fahrt auf. Die folgende Übertragung des Sozialen Bekenntnisses spricht zwar von Verantwortung, nicht aber von Reue, Schuld oder Verpflichtung. Denn die Impuls- und Affektsteuerung ist kontrollierter und bewusster. Reflektionsfähigkeit wächst zusammen mit dem Selbstbewusstsein. Abstraktes Denken hat das magische Denken in weiten Teilen abgelöst.

Junge Grundschulkinder verstehen einfache Zusammenhänge und manche Kinder sogar schon kompliziertere Zusammenhänge von Ursache und Wirkung. Ältere Grundschulkinder können auch komplexe Zusammenhänge anschauen und verstehen. Sie wissen, dass sie selbst Teil eines großen Ganzen sind. Kinder in der Vorpubertät erscheinen zwar manches Mal wieder stärker Affektgesteuert, haben aber diese Fähigkeit des abstrakten Denkens nicht verloren. In jedem Falle ist ihr Gottesbild nun weniger von den Eltern abhängig, sondern von der gelebten Spiritualität in der Familie, Kindergruppe, Gemeinde und den biblischen Geschichten, denen sie begegnen. Das spielt bei ihrer Weltsicht eine Rolle.

Gott hat unsere Welt schön und perfekt erschaffen.
Das ist ein großes Geschenk und eine große Aufgabe für uns alle.
Gott ist es egal, wie alt wir sind, woher wir kommen, wo wir geboren wurden: Gott liebt uns alle gleich. Gott ist für uns und für seine Schöpfung. Manchmal sind wir achtlos oder unaufmerksam, manchmal auch gemein oder denken nur an unseren Vorteil.
Wir vergessen, dass die ganze Schöpfung, alles was uns umgibt, Gottes wunderbare Geschenke an uns sind. Das ist nicht in Ordnung und tut uns leid. Wir wollen die Schöpfung bewahren und beschützen und respektvoll mit unseren Mitmenschen umgehen.
Wir wollen, dass jedes Kind mit seiner Familie in Frieden leben kann. Niemand soll Angst vor Gewalt, Krieg oder Ausgrenzung haben. Niemand soll Hunger oder Durst leiden.
Jedes Kind soll spielen und lernen dürfen, ganz ohne Druck und Angst.
Wir stehen dafür ein, dass die Lebensgrundlagen aller Menschen geschützt und bewahrt und gerecht verteilt werden.
In der Bibel finden wir viele Hinweise und Beispiele, die uns helfen, wie wir mit Gottes Geschenken umgehen sollen. Jesus Christus hat uns vorgelebt, was es bedeutet in Liebe, Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit zu leben. Das wollen wir Schritt für Schritt lernen und leben.
Es stimmt: Gott hat unsere Welt schön und perfekt erschaffen. Das ist ein großes Geschenk und eine große Aufgabe für uns alle. Doch das großartigste Geschenk ist, dass Jesus Christus wie ein guter Freund an unserer Seite steht. Es ist egal wie alt wir sind, woher wir kommen, wo wir geboren wurden: Gott liebt uns alle gleich. Gott ist für uns und für seine Schöpfung.
Amen.